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Band V-VIII

Seit der Herausgabe der Antonio Stradivari Bände I-IV im Jahr 2010 sind fünf Jahre vergangen, die mein Team und ich für das Aufspüren weiterer 152 Stradivari Instrumente genutzt haben. Damit sind nun über 300 Instrumente abgebildet und dokumentiert, was etwa Zweidrittel der verbliebenen Instrumente Antonio Stradivaris entsprechen dürfte.

Mit Begeisterung boten uns viele Eigentümer ihre Hilfe an. Dennoch war es wieder einmal ein großer Kraftakt für uns alle und manchmal bedurfte es einiger Überzeugungsarbeit, um die Zustimmung der Eigentümer für eine solche Publikation zu erhalten.

Besonders gefreut hat uns in diesem Zusammenhang die Zustimmung von Prof. Anne Sophie Mutter ihr Instrument, die „Lord Dunraven“ von 1710, mit in die Publikation aufnehmen zu dürfen. Ihrer Bitte, in diesem Fall ihr eigenes Bildmaterial zu verwenden, sind wir gerne nachgekommen. Insoweit sind wir auch mit diesen Bänden wieder ein gutes Stück vorangekommen, um das Oeuvre Stradivaris aufzuarbeiten.

Ziel bleibt es natürlich, das Gesamtwerk abzubilden und selbst spezielle Teilbereiche zu erfassen. So hatten wir bei der Recherche einige Instrumente gefunden, die leider nur noch die Decke oder den Boden als Originalteil enthielten. Wir haben uns entschieden, diese Instrumente in späteren Bänden zusammenzufassen.

Von besonderer Bedeutung war die Arbeit des Historikers Dr. Christian Eder. Er konnte bisher unentdeckte Fakten und Zusammenhänge zu dieser Publikation beitragen. So mussten beispielsweise die Beinamen einiger Instrumente korrigiert werden.

Neben der kunsthistorischen Seite galt es zudem die technische Qualität der Instrumente zu beschreiben, den Grad der Erhaltung und Besonderheiten näher auszuführen, Verkleinerungen oder Einarbeitungen nachzuhalten. Diese Aufgabe übernahm der Musikwissenschaftler und Geigenbauer Johannes Loescher in enger Zusammenarbeit mit den vorgenannten Experten.

Schließlich habe ich noch John Dilworth gebeten, seinen Aufsatz zu den Söhnen Antonio Stradivaris für diese Publikation zur Verfügung zu stellen. Ohne die aufopfernde Mitarbeit seiner Söhne hätte Antonio Stradivari ein solch umfangreiches Oeuvre vermutlich nicht schaffen können.

In den nunmehr vorliegenden Bänden V-VIII konnten wir wiederum die neuesten Technologien einfliessen lassen.

Im Hinblick auf die Qualität der Aufnahmen konnten wir uns erneut auf das Fachwissen von Jan Röhrmann verlassen. So wurde das Topmodell IQ180 von Phase One im Vollformat mit einer Auflösung von 80 Megapixeln verwendet. Es erlaubte uns somit die Instrumente noch präziser zu erfassen. Mit Hilfe des einzigartig modularen Drehtellersystems von 3D-VIZ.com für die 360 Grad Ansicht waren wir zudem in der Lage, die Instrumente dreidimensional abzubilden. Einige davon haben wir exemplarisch darstellen lassen und stellen Ihnen das Ergebnis auf der Homepage und der beigefügten DVD gerne zur Verfügung.

Ein besonderes Highlight dieser Publikation ist der Einsatz der dendrochronologischen Untersuchung. Sie wird von unserem Experten Arjan Versteeg in einem gesonderten Aufsatz dargestellt. Jedes Instrument haben wir dieser Prozedur unterzogen, um offensichtlich falsch zugeschriebene Instrumente von der Publikation auszuschließen. Erfreulicherweise gab es nur sehr wenige Fälle, bei welchen die Zweifel von dieser Untersuchungsmethode untermauert wurden. Es kam jedoch des öfteren vor, dass Instrumente auf Grund der Analyse auf ein späteres Baujahr datiert werden mussten, oder ein früheres Baujahr wahrscheinlich ist. Zudem haben wir auch die Instrumente der ersten vier Bände in dieses Verfahren einbezogen mit erfreulichen und unsere Forschung stützenden Ergebnissen. Ein besonderes Ergebnis dieser Arbeit sind die Aufdeckung von Stammgleichheiten einiger Instrumente.

Durch Herrn Dr. Rudolf Hopfner, Violin Forensic, erhielten wir die Möglichkeit einige der Instrumente durch einen Micro-CT Scanner an der Universität Wien untersuchen zu lassen. Die Ergebnisse und eine Einführung in diese Technologie finden Sie ebenfalls in einem gesonderten Aufsatz und einem Video auf der beiliegenden DVD. Für uns war die Zusammenarbeit außerordentlich spannend. Es war, als ob man durch das Instrument hindurchfahren könnte, es gläsern wurde, um selbst die kleinste Anomalie des Holzes aufspüren zu können. Ich bin davon überzeugt, dass diese neue Dimension der Instrumentenbegutachtung zum Standard erhoben und uns die letzten Geheimnisse des Geigenbaus dieser Zeit offenbaren wird.

Neu ist in dieser Publikation auch die auditive Ebene. Sie werden auf der Homepage sowie auf der DVD einige Klangbeispiele der verschiedensten Stradivari Instrumente finden. Wir haben bewusst nur einige wenige Minuten pro Instrument ausgewählt, damit ein Vergleich zwischen den einzelnen Instrumenten möglich wird. Wir hoffen für die Zukunft, diese Datenbank mit Tonaufnahmen aller Instrumente vervollständigen zu können.

Ein interessantes Verfahren wurde uns zudem von Herrn Andrea Michetti, einem Geigenbauer aus Turin vorgestellt. Mittels endoskopischer Untersuchung und dem Microtex camera system konnten wir unkompliziert in den Innenbereich der Instrumente gelangen, den Erhaltungszustand mittels Video und Bildern in hoher Qualität erfassen. Auf diese Art und Weise können Restaurierungsarbeiten präzise nachgehalten werden, ohne das Instrument öffnen oder womöglich beschädigen zu müssen.

Mit der Druckerei Pinsker konnte ein Unternehmen gefunden werden, welches die hohen Anforderungen an die Druckqualität im besten Sinne des Wortes gemeistert hat. Vor allem auch die vielwöchige und langwierige Druckabnahme war eine Herausforderung für alle Beteiligten. Sie ist aber unabdingbar, um den genauen Farbraum der Lacke und die exakte Wiedergabe der Instrumente auf Papier zu gewährleisten. Ohne sensible und erfahrene Drucker sowie einer präzisen Technik der Druckvorbereitung mit den entsprechenden Farbproofs von Jan Röhrmann wäre dies nicht zu leisten gewesen.

Für den Druck der Dokumentation haben wir wieder die weltberühmte Qualität der neuesten Generation Druckmaschinen von HEIDELBERG zur Verfügung gehabt. Sie gewährt uns die besten Ergebnisse in der Umsetzung.

Vor einigen Jahren tauchten in Genua bei einer Auktion zwei kleine Ölgemälde mit den Konterfeis von Antonio Stradivari und Giuseppe Guarneri del Gesù auf. Sie sind die derzeit ältesten Abbildungen, die diese beiden Meister zeigen. Begeistert von diesen Werken hat die Bildhauerin Marijke de Vré Verlaan eine Bronze Skulptur geschaffen, welche wiederum dem Künstler SAXA als Vorlage diente, der das in unserer Publikation abgebildete Wortbild mit den Worten des Testamentes von Antonio Stradivari schuf.